bayern design meets MCN

„beauty never dies“

Worüber sprechen wir, wenn wir über Ästhetik sprechen?

Bayern Design ist seit über 35 Jahren das internationale Kompetenzzentrum für Wissenstransfer und Kollaborationen rund um Design in Bayern. Mit ihren Projekten unterstreichen sie die Bedeutung von Gestaltung. Was gibt es hierfür ein passenderes Thema als die Ästhetik? Gemeinsam mit bayern Design lud der Marketing Club seine Mitglieder am Dienstag, 09.April in den Marmorsaal ein.

Nach Begrüßung durch das Präsidium des Marketing Club Nürnberg, Steffen Brandes und Dr. Christina Blumentritt, eröffnete auch Nadine Vicentini, Geschäftsführerin von Bayern Design, den Abend. „Ästhetik ist eine starke Komponente, die oft als Schönheit übersetzt wird. Doch dabei geht zu viel verloren. Denn wenn es einfach nur schön ist - ist es dann überhaupt noch wichtig?“ Der Abend, moderiert von Dr. Annelie Kraft, gab mit spannenden Impulsvorträgen Licht ins Dunkle.

Der Vortrag des ersten Speakers des Abends, Prof. Dr. Michael Heinrich, Professor an der Hochschule Coburg und Co-Direktor des Instituts für Mensch & Ästhetik, lud zum Nachdenken ein. Er hinterfragte, ob Ästhetik denn immer auch schön ist. Für ihn dreht sich Ästhetik viel eher um die sinnliche Wahrnehmung, da wir Menschen von gewissen Reizen gelenkt werden. „Ästhetik ist nichts anderes als ein evolutionstechnischer Hinweis. So verschieden wie wir sind, so viel haben wir auch gemeinsam. Zwar ist Schönheit individuell, aber das Schönheitsempfinden ist gleich und es werden die gleichen Gefühle ausgelöst.“ Wir Menschen werden viel vom Unbewussten, also intuitiv, gelenkt. Als Gestalter ist es wichtig, die unbewusste Wahrnehmung und die Atmosphäre zu formen, damit Gefühle zum Handeln anregen.

Abschließend stelle Prof. Dr. Michael Heinrich noch das drei Ebenen Modell der ästhetischen Wahrnehmung, Deutung und Bewertung vor: Kultur, Biografie, Biologie. „Der Kontext ist wichtiger als die Bedeutung selbst.“

Marius Schreyer, der zweite Speaker des Abends, lud die Zuhörer in seine Welt des poetischen Funktionalismus ein. Der Industriedesigner des gleichnamigen Unternehmens macht es sich zur Aufgabe, Stimmungen und Poesie in alltägliche Gegenstände zu übertragen. „Die Schönheit ist eine ästhetische Funktionalität. Die Summe aus instrumentellen, ästhetischen und kommunikativen Funktionen ergibt Design.“ Für Marius Schreyer ist Ästhetik die Vereinigung von Kunst und physikalische Poesie. Für ihn ist Ästhetik eine Choreografie der Wahrnehmung.

Nach zwei inspirierenden Sichtweisen folgte die dritte und damit der letzte Vortrag des Abends. Prof. Dr. Jürgen Schulz, Professor für Strategische Kommunikationsplanung im Studiengang Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Universität der Künste Berlin, schlug die Frage auf: „Worüber sprechen wir, wenn wir über Ästhetik sprechen?“ In seinem Vortrag verknüpfte er die Ästhetik mit der Kommunikation. Er zeigte dem Marmorsaal sein „IMV-Modell“ (Intention – Mitteilung – Verstehen) auf und wie diese drei Schritte der Kommunikation zueinanderstehen. „Mit Sehen meinen wir nicht die physiologische Wahrnehmung, sondern die Fähigkeit, etwas zu sehen bevor wir es sehen können.“ Für Dr. Jürgen Schulz hat die Komplexität seinen Reiz. Aber auch die Reduktion und Einfachheit lässt Raum zum Interpretieren.

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