Podiumsdiskussion Design Thinking – Mehr Innovationen braucht das Land

An einem der ersten wirklich heißen Sommertage des Jahres wurde auch im Marketing Club Nürnberg heiß und leidenschaftlich diskutiert. Rund 90 Gäste, die trotz besten Biergartenwetters den Weg in den Marmorsaal gefunden hatten, erlebten ein unterhaltsames und erfrischendes Diskussions-Format.
 
Nach einer kurzen Einführung in das Thema und einem kleinem Brainstorming, 
mit dem Peter Schultze als Moderator das Auditorium kreativ auflockerte, wurden die Protagonisten des Abends vorgestellt:

Sebastian Schäfer - Senior Brand Consultant bei Brand Trust (Brand Strategy Consultants);
Andreas Hilgers – Director bei Kantar (Marketingberatung für strategische Markenführung);
Dr. Oliver Nickel, Gründer & Managing Partner bei SWELL GmbH (Brand Planning Agentur).
 
Design Thinking ist ein Ansatz zum Lösen von Problemen und zur Entwicklung neuer Ideen. Es basiert auf der Annahme, dass Probleme besser gelöst werden, wenn Menschen aus unterschiedlichen Disziplinen in einem die Kreativität fördernden Umfeld zusammenarbeiten, gemeinsam eine Fragestellung entwickeln, die Bedürfnisse und Motivationen von Menschen berücksichtigen und daraufhin Konzepte entwickeln und überprüfen. Das Verfahren orientiert sich an der Arbeit von Designern, die als eine Kombination von Verstehen, Beobachten, Ideenfindung, Verfeinerung, Ausführung und Lernen verstanden wird. 

Vor Beginn der eigentlichen Podiumsdiskussion hielt Oliver Nickel einen zwar nur
10-minütigen, doch sehr informativen und lebendigen Impulsvortrag. Er stellte von der Theorie her die sechs verschiedenen Schritte des Design Thinking vor:  1. Understand, 2. Observe, 3. Synthesis, 4. Ideation, 5. Prototyping Testing, 6. Implementing.
 
Abgerundet wurde dies durch einen vertiefenden Praxisbezug, nämlich einer Case-Study eines Design Thinking-Prozesses, den u.a. er für die Firma Kärcher sehr erfolgreich in der Produktneuentwicklung durchgeführt hatte.
 
Nachdem nun alle Gäste voll im Thema waren, mussten sich die Podiumsteilnehmer den Fragen des Moderators und dem Publikum stellen. Es wurde in lockerer Atmosphäre diskutiert und die Fragen vertieften das Thema vielfältig: 
Für welche Art von Problemstellung eignet sich Design Thinking besonders?
Für was ist Design Thinking eher nicht geeignet?
Welche Do’s & Don’ts sind zu beachten?
Wie sehen Zeitrahmen und Kosten eines Design Thinking-Prozesses aus?
 
Die drei Protagonisten waren als Vollprofis mit z.T. jahrzehntelanger Erfahrung mit der Technik des Design Thinking um keine Antwort verlegen. Durch eine teilweise sehr unterschiedliche Sicht auf die Dinge und kontroverser Meinungen wurde die Diskussion sehr lebendig.

Sebastian Schäfer konnte von seiner großen Erfahrung in Design Thinking-Prozessen in Osteuropa berichten, wo Entscheider viel eher als in Deutschland bereit sind, solche Techniken einzusetzen. Denn ein bisschen Mut gehört immer dazu, die eingetretenen Pfade zu verlassen.

Andreas Hilgers spannte auf entsprechende Fragen einen großen Bogen zu weiteren, anderen Kreativ-Techniken, mit denen er schon erfolgreich gearbeitet hat. Diese Techniken sind dann oft mit Design Thinking verwandt, so z.B. die Maßgabe, mit möglichst heterogenen Personen einen Kreativprozess aufzusetzen. Wenn nur Marketiers mit ähnlichem Erfahrungshorizont zusammensitzen und „hirnen“, ist es weniger erfolgversprechend, als wenn eine „bunt“ zusammengesetzte Gruppe mit Menschen aus verschiedenen kulturellen und sozialen Bereichen kreativ tätig ist.
 
Mit der festen Absicht, sich und die Marketing-Prozesse häufiger kreativ zu hinterfragen, entspann sich im Anschluß noch ein lebhaftes Get together. Auch wird der eine oder andere nach diesem Abend den Gedanken mit sich tragen, einen Design Thinking-Prozess im eigenen Unternehmen anzustoßen. Genügend „takeaways“ gab es dafür.