Leben zwischen Arbeit und Freizeit - wie wir in Zukunft leben wollen

Bereits zum dritten Mal hatte der Marketing Club Nürnberg das Vergnügen Herrn Professor Dr. Ulrich Reinhardt, den wissenschaftlichen Leiter der Stiftung für Zukunftsfragen aus Hamburg begrüßen zu dürfen. Am 13. April 2015 hielt er einen Vortrag zu dem interessanten und wichtigen Thema "Zwischen Arbeit und Freizeit – wie wir in Zukunft leben wollen“. Bemerkenswert ist, dass am selben Tage die Bundesregierung durch die Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Bundeswirtschaftsminister Siegmar Gabriel einen Bürgerdialog zu dem Thema "Gut leben in Deutschland – Was uns wichtig ist“ eröffnet haben, mit dem Ziel zu erfahren, was den Menschen in Deutschland persönlich wichtig im Leben ist und was Lebensqualität ausmacht. Diese Übereinstimmung der Termine war ein willkommener Anlass für die Club-Mitglieder, um im Anschluss an den Vortrag ihre ganz persönlichen Zukunftsthemen zu reflektieren und der Bundesregierung mit auf den Weg zu geben.

Zunächst stellte Professor Reinhardt die Bewertung des Lebensbereichs „Arbeit“ durch die Bevölkerung dar. Während diese in der Vergangenheit als permanente Mühsal angesehen wurde, umfasst sie heutzutage nur noch ein Zehntel unserer Lebenszeit, notwendig um die verbleibende 9/10 angenehm zu gestalten. Dabei wird vor allem Sicherheit durch eine unbefristete Festanstellung mit geregeltem Feierabend gesucht. Ein Grund dafür dürfte auch sein, dass bis ins hohe Alter gearbeitet werden muss, im Vergleich zu früher insbesondere auch von Frauen. Gleichzeitig besteht bei vielen die Bereitschaft auf Geld zu verzichten, wenn dafür mehr Freizeit zur Verfügung stünde. Warum dies gleichwohl in der Regel nicht realisiert wird/werden kann, sondern stattdessen jeder Vierte einen Zweitjob braucht, wäre eine der Fragen, mit der sich die Bundesregierung auseinandersetzen sollte.

Der Bereich „Freizeit“ unterlag in den vergangenen 50 Jahren einem großen Wandel. In den fünfziger Jahren war eine der populärsten Freizeittätigkeiten tatsächlich „aus dem Fenster schauen“. Insbesondere die junge Generation schaut stattdessen heutzutage in ihren Computer und das Internet. Lediglich Fernsehen und Radio hören blieben im Verlauf der Jahrzehnte allseits beliebte Freizeitaktivitäten. Trotzdem gibt es weiterhin ein Bedürfnis nach echten sozialen Kontakten, Treffen mit Freunden und gemeinsamen Unternehmungen. Allerdings hat die arbeitsfreie Zeit des durchschnittlichen Bürgers in den vergangenen vier Jahren um 7 Minuten pro Tag abgenommen – für Statistiker sind dies Welten.

Nach dem interessanten und informativen Vortrag stellte sich Professor Reinhardt den Fragen des Publikums. Es wurden Unterschiede zwischen der Lage in Deutschland und dem Ausland erörtert sowie die Bedeutung von Bildung, Kindern und Sport in den Bereichen Arbeit und Freizeit diskutiert. In diesem Rahmen äußerten die anwesenden Mitglieder ihre persönlichen Ansichten und Einschätzungen zum Leben und der Lebensqualität in Deutschland. Dies wird der Bundesregierung erläutert und mit auf den Weg gegeben werden. Die Bürger in Deutschland suchen und vermissen Vertrauen in die Politik. Sie wünschen sich mehr Chancengleichheit und Wertschätzung im Bereich Bildung. Sie streben nach mehr Selbstverwirklichung und wollen, dass die Regierung dafür günstige Rahmenbedingungen schafft.